Illustrierter Braunauer-Kalender für das Jahr 1904 - Seite 92

Buchtitel
Illustrierter Braunauer-Kalender für das Jahr 1904
Buchbeschreibung
Kalender und Adressbuch für die Gerichtsbezirke Braunau, Mauerkirchen, Mattighofen und Wildshut.
Fortlaufende Paginierung
92
Original-Paginierung
88 (Arabian)
Werbeseite
nein
Kategorie
Hauptteil
URN
urn:nbn:at:AT-OOeLB-1233550
Content
r 88 y Das Gespenst im Deinhause. Erzählung von G. Hollenegg. noch nicht erlebt, solange ihre Einen so schlimmen Tag hatte die Gemeinde massiven Steinhäuser auf dem felsigen Grunde des Kohlrabhügels standen, größere Aufregung, Angst und Verwirrung noch nicht geherrscht un er diesen braven und gutmütigen Leuten. Der Pfarrer lag krank im Bette. Der Schullehrer- ließ die Kinder Denkübungen anstellen und lief derweilen in fieberhafter Angst zwischen Gasse und Schulstube hin und wieder. Der Gemeindevorstand war trotz allen Suchens nicht zu finden, und was den Gemeindediener betrifft, so versicherte sein Weib hoch und teuer, daß er nächtlicher Weile sich den Knöchel verrenkt habe und keinen Schritt zu tun vermöge - obgleich ein solches Malheur bei einem in seinem Bette liegenden Manne gewiß ebenso seltsam als auffällig sein mußte. Kurz, was man so eigentlich die offizielle Welt von * * nennen konnte, war einschließlich der verschiedenen Gemeindeausschüsse außer Aktivität und für so ein kühnes Auftreten, wie es der Augenblick verlangt hätte, entschieden nicht zu haben, während die nichtoffizielle Welt beiderlei Geschlechtes die Gasse füllte, bleichen Angesichts, mit verstörten Mienen leise flüsternd und das Schreckliche besprechend, was der Morgen gebracht. Alles lechzte nach Aufklärung, wie ein durstiger Wanderer nach einem frischen Trunke. So oft ein neues Menschenkind sich auf der Gasse zeigte, richteten sich hundert erwartungsvolle Blicke blitzschnell auf dasselbe Aber stets war es nur ein Neugieriger, und niemals wollte sich einer finden, der hinlänglichen Mut besessen hätte, wenigstens den Versuch einer Lösung des schrecklichen Rätsels zu machen. Da kam von der Höhe, welche das Kirchlein trug, herabgeschritten eine hohe und schlanke Frauengestalt. Ihre Haltung war stolz und nur eine leise Neigung des Rückens verriet die Last der Jahre, Frömmigkeit und hoheitsvolle Unschuld sprach aus den grauen Augen, die so ziemlich das einzige waren, was von ihrem Gesichte zu sehen war, denn das übrige verdeckte ein großes Tuch. Es war das des Pfarrers Haushälterin, die würdige Mamsell Kathon. Sie gehörte zu den Frommen vor dem Herrn und ihr Name klang hoch geachtet in der Gemeinde. Auch sie war von den Ereignissen in der Nacht erschüttert, denn ihre sonst so scharfe Stimme bebte ein Merkliches, da sie von der Glaubenslosigkeit und Verderbtheit der Welt sprach, welche allein Vorfälle, wie den heutigen verschulden, deren Schrecklichkeit selbst einen so mutigen Mann wie ihren braven Herrn Pfarrer auf das Krankenlager geworfen. Aber Mamsell Kathon war dennoch zugleich ein mutiges Wesen. Nachdem sie ihre strafende Rede gehalten, forderte sie mit entschlossener Stimme die Anwesenden auf, ihr zu folgen. Entsetzt wich die Menge zurück. Ausrufe des Schrecks und der Verwunderung waren die einzige Antwort. Verrächtlich wandte sie sich ab. „Ihr seid ein feiges Volk." Da trat ein Weib an sie heran. „Schmähen Sie uns nicht, Mamsell Kathon, aber man soll die bösen Geister nicht versuchen." Sie fuhr zornig auf. „Wer ein gutes Gewissen besitzt, braucht sich vor niemand zu fürchten." Und wieder trat jemand näher an sie, diesmal war es ein Mann. „Ich habe keine Furcht vor Menschen," sagte er, „aber was seit Mitternacht im Beinhause geschieht, ist Teufelswerk. Tot und im Sarge liegt dort die alte Manhartin, und da sie bei Lebzeiten ein ruhiges Weib gewesen, so wird sie wohl auch im Tode keinen Unfrieden Hervorrufen. Aber was die ganze Nacht hindurch * * Sí w m
 
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