Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866 - Seite 56

Buchtitel
Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866
Buchbeschreibung
Häuserverzeichnis und Schematismus der Stadt Steyr.
Fortlaufende Paginierung
56
Original-Paginierung
54 (Arabian)
Werbeseite
nein
Kategorie
Hauptteil
URN
urn:nbn:at:AT-OOeLB-3752347
Content
— 54 — 15. Mai hat die feierliche Eröffnung der schon 1842 gegründeten Kleinkinder-Bewahr-anstalt im Exjesuitengebäude und am 1. October des zweiten Jahrganges der vierten Classe der k. k. Kreishauptschule stattgefunden. Sonst war das Jahr 1847 leider ein sehr trauriges; denn durch die zunächst in Folge der unmäßigen Preise des Eisen- und Holzmaterials entstandene fast gänzliche Arbeitsstockung bei dem hiesigen Commerz, und eine seit 1817 nicht nrehr erlebte Theuerung der Nahrungsmittel (die höchsten Getreide-Durchschnittspreise waren am 1. Juli: der Metzen Weizen kostete 22 fl. 19 kr., Korn lö st. 27 kr., Gerste 10 fl. 7 kr., Hafer 4 fl. 59 kr. W. W.) wurden Noth und Elend, besonders unter den Eisenmanufacturisten allgemein. Die große Umwälzung der Dinge in Oesterreich im Jahre 1848 äußerte auch auf die Stadt Steher einen bedeutenden Einfluß. In Folge der vom Kaiser Ferdinandi, unterm 14. und 15. März 1848 bewilligten Errichtung einer Nationalgarde zu Wien, Preßfreiheit und Constitution wurde auch hier, nachdem am 17. März die ersten Vorfälle in Wien bekannt geworden waren, auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters Haidinger, als Oberster des Bürgercorps, welches aus Infanterie und Artillerie bestand, für Verstärkung desselben durch Freiwillige zur Erhaltung der Sicherheit der Person, des Eigenthums, des Staates, der Gemeinde und der Privaten gesorgt, und eine Nationalgarde gebildet. Am 19. März 1848 wurde in der Stadtpfarrkirche ein feierliches Dankamt fanmit Te Deum für die verliehene Constitution abgehalten, -welchem die ganze Garde und sämmtliche Ortsbehörden beiwohnten. Abends war die Stadt und Vorstadt beleuchtet. Am 25.'März war das kirchliche Fest in der Vorstadtpfarrkirche. Nachdem fast überall die Wahlen zum Reichstage nach Frankfurt abgehalten wurden, so geschah es auch in Steher. Hier wurde Ferdinand Redtenbacher (getonter Steyerer), Professor zu Karlsruhe in Baden, zum Abgeordneten gewählt, da er aber diese Wahl ablehnte, so übernahm seine Stelle der Ersatzmann Camillo Wagner, Assessor beim damaligen k. k. Berggerichte zu Steher, welcher sich auch nach Frankfurt begab, wo im Mai der Reichstag seine eigentliche Wirksamkeit begann. Nun wurden auch die Wahlen zum Reichstag nach Wien, der am 26. Juni eröffnet werden sollte, betrieben, und nach den gesetzlichen Bestimmungen mehrere Wahlbezirke eingetheilt, nachdem Linz und Steher sich eigene Deputirte wählen durften. Einige Umstände verzögerten die Wahl des Abgeordneten, endlich am 21. Juni wurde Emil Vacano, k. k. Berggerichts-Assessor in Klagenfurt, mit Stimmenmehrheit erwählt. Es war eine lebendige, rührige Zeit in Oberösterreich, mitunter auch in Steher. Die Nationalgarden machten Uebungsmärsche, besuchten sich wechselseitig, hielten Verbrüderungsfeste und fröhliches Gelage. In Folge der Siegesnachrichten ans Italien, wo der Held Radetzky die Piemontesen am 25. und 26. Juli bei Custozza und Stolta entscheidend geschlagen, und am 6. August als Sieger in Mailand eingezogen, hatten die Bürger von Steher beschlossen, dem tapferen Marschall ein schönes Schwert zu verehren. Die Klinge (ein Eisenhauer) und die Scheide wurde von dem berühmten Waffenschmied zu Steher, Joseph Mitter sen., verfertigt. Ersteres enthielt den Namen und Titel des Marschalls, jenen der edlen Geber und den Spruch: „Glück auf zum Kampfe und Siege für unser gutes Recht und die Ehre des Gesammtvaterlandes!" Die Scheide war mit den Orden und dem Wappen des Marschalls bedeckt; Zeichnung und Ausführung der herrlichen Gravirungen waren von dem Herrn Peter Altenburger, damaligen Beamten beim k. k. Berggerichte zu Steher. Das Schwert wurde durch zwei Freiwillige aus der Stadt Steher nach Italien übersendet. Der tapfere Marschall nahm es mit Freude an, und schickte an den Magistrat der Stadt folgendes herzliche Dankschreiben: -H*. „Erlauben Sie mir, meine Herren, daß ich Sie ersuche, den Bewohnern der Stadt Steher meinen herzlichsten, innigsten Dank auszudrücken. Sie haben mir in dem herrlich gearbeiteten Schwerte ein kostbares Geschenk gemacht, mir doppelt
 
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