Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866 - Seite 52

Buchtitel
Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866
Buchbeschreibung
Häuserverzeichnis und Schematismus der Stadt Steyr.
Fortlaufende Paginierung
52
Original-Paginierung
50 (Arabian)
Werbeseite
nein
Kategorie
Hauptteil
URN
urn:nbn:at:AT-OOeLB-3752305
Content
— 50 — Pabst Clemens XIV. den Jesuiten-Orden auf, und mit dessen Collegium hier verschwand nun leider auch das Gymnasium, anstatt welchem 1775 bloß eine Hauptschule errichtet wurde. Mit Kaiser Josephs II. erleuchteter Regierung 1780 begannen auch hier wichtige Reformen: 1781 wurden nämlich die hiesigen Nonnen aufgefordert, den Unterricht der weiblichen Jugend zu übernehmen und sie erbauten nun mit Hilfe der Stadt das an ihr Kloster anstoßende Schulgebäude; 1783 ward die Eisen-Ob-mannschaft in ein k. k. Berggericht für Oesterreich ob und unter der Enns verwandelt, und das k. k. Kreisamt des Traunviertels von Trauneck hierher verlegt; 1784 das Armeninstitut eingeführt, die Exjesuitenkirche zu einer Vorstadtpfarrkirche erhoben, und die Spitalkirche zum Pfarrhofe für diese neue Pfarre umgestaltet; dann auctr das benachbarte Benedictiner-Kloster Gleink, sowie das hiesige Nonnen-Kloster aufgelöst (in welch letzterem, von der Stadt erkauften Gebäude das Theater, eine Arbeitsanstalt und die Gefängnisse etablirt wurden) und sonach der Mädchenschule weltliche Lehrer vorgesetzt, worauf 1785 die Aufhebung des Dominikaner-, 1786 des Kapuziner- und 1787 des Benedictinerklosters Garsten folgte. Auch der Magistrat erfuhr 1786 eine Umgestaltung, indem anstatt des bisherigen Bürgermeisters, Stadtrichters und Rathes aus dem Bürgerstande nun ein organisirter Magistrat aus geprüften Richtern und einem öconomischen Senate eingesetzt wurde. Im Jahre 1793 wurden die bisher abgesondert verwalteten Versorgungshäuser in den „Milden-Verforgungsfond" vereinigt. Am 11. October 1798 verkaufte leider die Stadt ihren durch Capitalisirung rückständiger Dividenden auf 941,302 st. 2'/«.kr. augewachsenen Antheil an der innerberg'schen Eisengewerkschaft an die k. k. privil. Canal- und Bergbau-Compagnie in Wien, resp. an den Staat, um 685,000 fl. W. W. und gegen gewisse Verbindlichkeiten; und so fiel der minorennen Stadt reichstes Erbe, eine bei weiser Verwaltung nie versiegende Quelle unermeßlichen Wohlstandes um einen sehr billigen Preis in den Säckel ihres Vormundes. - I +¦ c. Von 1800 bis 1866. Das gegenwärtige Jahrhundert begann unter sehr traurigen Aussichten und muß überhaupt bisher als eines der unglückreichsten in Stehers Geschichte genannt werden. — Anno 1800 hatte der französische Revolutionsgeneral Napoleon Bonaparte bereits in Italien mehrere österreichische Armeen geschlagen, und in Deutschland drang die Revolutionsarmee unter Moreau unaufhaltsam gegen Oesterreich vor. Am 21. December führten die Erzherzoge Karl und Johann den größten Theil der sich zurückziehenden österreichischen Armee durch die Stadt Steher, und schon am selben Abende wurde diese von der französischen Vorhut unter General Richepanse besetzt; am folgenden Tage kam das Centrum der Armee und am 25. der Obergeneral Moreau selbst, an welcherü Tage nun hier mit dem österreichischen Bevollmächtigten der Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Nach dem Frieden von Luneville zogen die Feinde am 19. März 1801 wieder ab. — Bei dem französischen Kriege 1805 drängte am 3. und 4. November Marschall Davoust das retirirende österreichische Armeecorps unter General v. Meerfeld durch Steher, wobei Gewehr- und Kanonenfener gegenseitig stattfand. Am folgenden Tage rückten hier nacheinander die Marschälle Murat, Wrede, Bernadotte und Marmont mit Franzosen, Baiern und Holländern ein. Nach dem Preßburger Frieden erfolgte am 1. März 1806 der Abmarsch. — Ber der dritten französischen Invasion 1809 ging am 3. Mai die österreichische Arrieregarde unter den Generälen Nordmann und Meerfeld durch unsere Stadt, welche am folgenden Tage durch das französische Corps Lauues, am 10. auch von Würtembergeru besetzt, und erst am 3. Januar 1810, nach dem Wiener Frieden, wieder geräumt wurde. Ungeheuer ivarén die Kosten der Einquartierung und Lieferungen aller Art, und unerschwinglich die Contributiouen, welche diese Invasionen verursacht hatten; sie
 
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