Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866 - Seite 49

Buchtitel
Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866
Buchbeschreibung
Häuserverzeichnis und Schematismus der Stadt Steyr.
Fortlaufende Paginierung
49
Original-Paginierung
47 (Arabian)
Werbeseite
nein
Kategorie
Hauptteil
URN
urn:nbn:at:AT-OOeLB-3752271
Content
— 47 — und Steyerdorf bei 100 Häuser; am 18. März 1522 am Stadtplatze, grünen Markt und in der Pfarrgasse 55 Häuser nebst dem Dominikanerkloster, der noch im Ban befindlich gewesenen Stadtpfarrkirche, dem Pfarrhofe und zwei Thoren; 1540 wieder viele Häuser in Ennsdorf, und 1554 in Steyerdorf bei 200 Häuser ab. Im Jahre 1523 erhielt das Stadtrichteramt vom Erzherzoge Ferdinand die volle peinliche Gerichtsbarkeit über Leben und Tod auf immerwährende Zeiten. Am 6. November 1527 wurde über die durch den hier eingeschlichenen Wiedertäufer Johann Hut gebildete Secte, in Folge kaiserlichen Auftrages, Gericht gehalten, und dann zwölf Verurtheilte enthauptet und verbrannt. Um diese Zeit begann auch Dr. Martin Luther's Glaubensreformation in Steyer Wurzel zu schlagen und sich rasch selbst unter der Geistlichkeit zu verbreiten. Ueberdieß drohte der Stadt auch äußere Gefahr: Im Herbste des Jahres 1529, während der Belagerung Wiens durch die Türken, kam ein starkes Streifcorps derselben unter Kafim Pascha bis an unsere Stadt, wurde aber am Eindringen und der Ueberschreitung des Ennsstusses verhindert; doch erschien im September 1532 dieser gefürchtete Pascha wieder mit 15,000 Reitern, überschritt die Enns am 9. September bei Ernsthofen, verheerte diesseits und jenseits Alles und die geängstigte Stadt sah auf allen Seiten die Flammen von den Kirchen und Höfen emporlodern; doch ivar sie selbst gut ver-theidigt und blick» verschont. Da die Stadt bereits sehr an Bevölkerung zugenommen hatte, so wurde anno 1543 die Vorstadt Wieserfeld zu erbauen angefangen, auch im Weichselgarten beim Bruderhause ein neuer Leichenhof errichtet. Inzwischen hatte die protestantische Lehre in Steyer außerordentliche Fortschritte gemacht, so daß sogar anno 1545 in der Stadtpfarrkirche und bald auch in den übrigen Kirchen der protestantische Gottesdienst eingeführt und sohin durch länger als ein halbes Jahrhundert ununterbrochen abgehalten, auch das seit dem großen Brande von 1522 noch in Ruinen gelegene und von den Mönchen verlassene Dominikaner-Kloster von Kaiser Ferdinand I. anno 1559 der Bürgerschaft zur Erbauung eines protestantischen Gymnasiums übergeben wurde. Es sollen wirklich damals nur mehr 18 katholische Bürgerfamilien in Steyer gewesen sein. Da anno 1569 die Pest sehr gewüthet hatte und ein Theil des überfüllten Leichenhofes beim Bruderhanse in die Steyer hinabgestürzt war, so wurde der- gegenwärtige Friedhof auf dem Taborfelde zu erbauen angefangen, aber erst 1584 in sehr schönem Style mit Arkadengängen und Thürmen vollendet. Am 8. Juli 1572 erreichten die hiesigen Flüsse den höchsten bekannten Wasserstand: die Stadtmauer, das Thor der anno 1524 zuerst erbauten Neubrücke und mehrere Gebäude wurden weggerissen. Darnach begann der Bau der gegenwärtigen Ennsmauer und des festen Neuthores unter der Leitung des berühmten Tyrolers Hans Gasteiger, welcher 1577 auch die Enns von Weissenbach bis Steyer heraus schiffbar machte. Bei dem Bauernaufruhr anno 1596 belagerten im December viele tausend Bauern aus Ober- und Niederösterreich 5 Tage lang die Stadt, um sich an dem Burggrafen, Herrn von Starhemberg, weil er zwei Aufrührer im Schlosse hatte hinrichten lassen, zu rächen; konnten ihr aber, da sie in gutem Vertheidigungsstande war, nichts anhaben. Im Jahre 1599 ließ Kaiser Rudolph II. die protestantischen Kirchen schließen und schaffte die Prediger aus dem Lande; doch konnte damals das-katholische Reformationswerk noch nicht durchgreifend vollführt werden und es begann schon 1608 wieder der protestantische Gottesdienst. Im Jahre 1616 wurde auf Betreibung des Abtes Anton von Garsten und mit kaiserlicher Unterstützung der Bau des Kapuziner-Klosters unternommen. Die Folgen der unseligen Religionsspaltung hatten sich schon seit längerer Zeit wie unheilschwangere Wolken über Deutschland immer dichter zusammengezogen; im letzten Regierungsjahre des Kaisers Mathias 1618 schlug nun das Gewitter in Böhmen los und entzündete den schrecklichen Religionskrieg, welcher Deutschland
 
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