Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866 - Seite 45

Buchtitel
Stadt Steyer. Verzeichniss der Häuser und Besitzer 1866
Buchbeschreibung
Häuserverzeichnis und Schematismus der Stadt Steyr.
Fortlaufende Paginierung
45
Original-Paginierung
43 (Arabian)
Werbeseite
nein
Kategorie
Hauptteil
URN
urn:nbn:at:AT-OOeLB-3752237
Content
— 43 — Den Verkehr vermitteln vier Poststraßen: Von Steher östlich über St. Peter, Seitenstetten und Amstetten nach Wien; westlich über Kremsmünster oder Hall nach Wels oder ©mimben; südlich über Losenstein, Weyer und Eisenerz nach Graz; und nördlich über Enns nach Linz; überdieß ist der Ennsfluß von Weissenbach in Steiermark an bis zur Einmündung in die Donau, in einer Länge von 10 Meilen, schiffbar und wird von Steher aus schon mit größeren gedeckten Frachtschiffen befahren. In Steher werden auch zwei Jahrmärkte, früher 14 Tage, nun seit dem Jahre 1866 nur mehr 8 Tage dauernd, am Donnerstag vor Christi Himmelfahrt, und am zweiten Donnerstag nach Michaeli beginnend, dann zwei Wochenmärkte, an jedem Montage und Donnerstage abgehalten, wovon an den donnerstägigen, als Haupt-, Getreide- und Naturalien-Märkten, ein sehr lebhafter Verkehr zwischen dem gewerb-reichen Gebirgs- und dem in landwirthschaftlicher Hinsicht blühenden Flachlande stattfindet. Steher besitzt auch zwei priv. Viehmärkte, wovon der erste am Donnerstage nach dem Kirchenfeste „Lätaxe" und der zweite am Donnerstage nach dem Kirchtage in St. Gallen abgehalten wird. Ueber den sehr frequenten Postenlauf bei dem hiesigen k. k. Absatzpostamte sind ohnehin gedruckte Tableaux ausgegeben, und die hier ankommenden und abgehenden Stellfahrten und Boten in der rückwärts anhängenden Tabelle ersichtlich. Die UmgebungSteyer's gleicht einem großartigen Parke, voll romantischer Auen und Thäler, malerischer Felsen und Anhöhen, und bietet auf allen Seiten die herrlichsten Spaziergänge. Unter den herrlichen Umgebungen sind besonders Garster^,..HHristkindl, Gleink, St. Ulrich hervorzuheben. Garsten ist nur V2 Stunde westlich von Steher, in einem von Waldhöhen umkränzten Kessel-thale an der Enns gelegen, die ihre Wogen dicht an den Mauern des Klosters vorüberwälzt. Hier gründete 1082 Ottokar III., der Traungauer, ein Chorherrenstift, welches von seinem Nachfolger im Jahre 1110 den Benedictinern übergeben wurde. 1787 wurde es von Kaiser Joseph II. aufgehoben. Seit einem Decennium haben die Gebäude eine ganz veränderte Bestimmung erhalten. Im Jahre 1851 wurde nämlich die früher auf dem Linzer Schlosse bestandene Strafanstalt hieher übersetzt und die Abtei für die Aufnahme von 800 Sträflingen eingerichtet. Die ehemalige Stiftskirche, jetzige Pfarrkirche, ist vollständig erhalten und eine der sehenswerthesten des Landes. Sie ward in ihrer jetzigen Gestalt durch Abt Angerer 1676 —1685 von Giambattista und Carlo Carlone hergestellt. Ein edler Bau, zweithürmig, 6 Glocken mit harmonischem Geläute. Schönes Portal, reiche Stukkatur; herrliche Fresken von Röslfeld; dieser wackere Künstler fand hier auch seine Ruhestätte. Die Kirche hat herrliche Altarblätter von Sandrat (das Blatt am Benedict-Altar malte derselbe als Greis von 82 Jahren) von Turriani u. A. Höchst interessante Kunstdenkmale des Mittelalters sind die Gräber des Stifters Ottokar, ans dem 14., und des heiligen Berthold, Abt von Garsten, aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswerth ist auch die Losensteiner-Kapelle, wo die Erbgruft dieser mächtigen Dynasten gewesen, mit interessanten Monumenten derselben. Ein zweiter interessanter Punkt in der nächsten Umgebung Steyer's ist der reizend gelegene Wallfahrtsort „Christkindl", kaum ft/r Stündchen vor der Stadt. Schöne kleine Kirche, nach dem Vorbilde der Maria Rotonda in Rom, von Prandtauer und Carlo Carlone erbaut, 1709 vollendet. Altarblätter von Carlo Loth und Röselfeld. Der Hochaltar ist an dem Baum errichtet, an dem ursprünglich das Gnadenbild stand. Nächst der Kirche ein Gasthaus, auf einzelnem Felsen stehend, von dessen über dem Abgrund schwebenden Gärtchen aus eine herrliche Aussicht; der Thalboden von Sierning bis Steher mit Strom und Felsen, mit Auen und Feldern liegt ausgebreitet vor. Die Gegend unterhalb der Höhe heißt „Unter dem Himmel", die Ortschaft gleichen Namens mit Walzwerken, Hämmern, Schleifen und Mühlen. Der Gang nach Christkindl von Steyer aus auf die Höhe und zurück über die Gegend Unt er'm Himmel ist mit Recht eine Lieblingspromenade der Stadt- t- 4-
 
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